Wie lebt man die echte Liebe auf höheren Entwicklungsstufen?

Der Weg zur echten Liebe, zur Fähigkeit, nach dem ungeschriebenen Gesetz der wahren Menschlichkeit zu leben, ist lang. 

Auszug aus dem Buch «Anatomie der Seele» oder «Das grosse Buch der Seele» (Taschenbuch) ab Seite 510:

 

Die Liebe

Liebesfähigkeit bedeutet, dass sich der Mensch jeder Wesenheit gegenüber öffnen kann. Wenn er liebt, öffnet er sich, und wenn er sich innerlich öffnet, öffnet er sein Herz.

Der Mensch wird aufgrund seiner Einsichtsfähigkeit nicht mehr wie bisher lieben und nicht nur jene lieben, die er früher auch schon lieben konnte.

Die wachsende Fähigkeit zur Einsicht verändert die Art der Liebesfähigkeit und erweitert ihren Wirkungskreis.

Die Art seiner Liebe ändert sich, weil er zu ahnen beginnt, worin „echte Liebe“ besteht. Er erreicht damit die Vorstufe zur echten Liebe. Und die Vorstufe zur echten Liebe ist die Solidarität.

Die Solidarität ist der Kern des Arterhaltungstriebes. Ist der Arterhaltungstrieb von Triebhaftigkeit und Egoismus befreit, so gelangt das Wesen der Solidarität immer intensiver zur Wirkung. Damit beginnt sich im Menschen die echte Liebe zu entfalten.

Während sich der Mensch auf den unteren Entwicklungsstufen vorwiegend oder ausschließlich mit sich selber beschäftigt und sich nur mit seiner Seelenfamilie und -sippe oder einer begrenzten Gruppe (Stamm, Volk, Nation, Partei, religiöse Gemeinschaft u.a.) solidarisch fühlt, erweitert sich der Kreis seiner Solidarität auf der sechsten Stufe ansehnlich. 

Er kann immer mehr Menschen lieben. – Und nicht nur Menschen. Da er längst weiß, dass auch Pflanzen und Tiere, die Natur und sogar das Mineral eine Seele haben, wird er den Mitmenschen und Mitseelen – Mineral, Pflanze, Tier und anderen Wesenheiten – gegenüber innerlich gleichermaßen aufgeschlossen sein und ein Gefühl für sie haben. Er wird sie also so verstehen und so annehmen können, wie sie sind. Und er wird seiner erweiterten Solidarität gemäss möglichst alle in seinen Liebeskreis einbeziehen und mit wachsender Liebesfähigkeit immer „klüger“ lieben. Der Wirkungskreis seiner Liebe beginnt, sich ins „Unendliche“ zu erweitern.

Der wahrlich gefühls- und liebesfähige Mensch wird daher die Natur als eine große Lebensgemeinschaft von Pflanze, Tier und Naturwesen erleben und sich einsetzen, damit sie von immer mehr Menschen, schließlich von allen wie echte Liebes„objekte“: wie Seelen, die ausnahmslos und gleichermaßen der Liebe würdig sind, betrachtet und auch dementsprechend behandelt werden.

Denn er erkennt, dass die Liebe, soll sie wirklich Liebe sein, auf das wahre Wohl der Seelen ausgerichtet sein muss. Und er weiß jetzt auch, dass das „wahre Wohl“ eines jeden dann angestrebt wird, wenn seine innere Entwicklung gefördert wird.

Denn Liebe ist auch dann, wenn sie echt empfunden wird, kein bloßes Gefühl. Liebe ist im Wesentlichen ein Tun. Liebe muss der Mensch nicht bloß fühlen, sondern auch verwirklichen.

Wie er „Liebe tun“: wie er die Liebe verwirklichen kann, sagt ihm seine Herzensintelligenz. Hört er auf sie, so entfaltet sich seine wahre Menschlichkeit.

Der Weg zur echten Liebe: zur Fähigkeit, nach dem ungeschriebenen Gesetz der wahren Menschlichkeit zu leben, ist lang. Nicht jedes Empfinden, das für „Liebe“ gehalten wird, ist tatsächlich schon Liebe. Die Liebe geht manchmal krumme Wege. Damit sie echt sein kann, muss der Mensch nicht nur gefühlsfähig geworden sein, sondern auch zur Einsicht fähig sein. Herzensintelligenz äußert sich ja in der Doppelfähigkeit: als Einsichts- und als Liebesfähigkeit.

Einsicht und Liebe ergänzen sich: Einsicht macht die Liebe „klug“, und Liebe ermöglicht dem Menschen, seiner Einsicht gemäss zu handeln und die höchste Erscheinungsform der genuinen Geistigkeit: die Spiritualität zu entfalten und dadurch Weisheit zu erlangen.

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